Essbare Stadt

Bei der „essbaren Stadt“ geht es um ein nachhaltiges System der kommunalen Grünraumplanung mit dem Ziel, ökologische, ökonomische und soziale Aspekte in einem Gesamtkonzept zu integrieren (1). Öffentliche Grünflächen werden hier so gestaltet, dass aus einem „Betreten verboten“ ein „Ernten erlaubt“ wird. In Andernach beispielsweise, einer der ersten Städte, die dieses Konzept umgesetzt haben, gestaltet sich das so, dass im Burggraben Beete und Hochbeete mit Salaten, Tomaten und weiteren Gemüsesorten öffentlich zugänglich angelegt sind.

Im Kurpark befindet sich Tecklenburg bereits auf dem Weg dorthin. Neben der Obstwiese gibt es den Heilkräutergarten. Historisch ist der heutige Kurpark Gartenland. Dort hatten die Bürger*innen, die direkt in der Altstadt wohnten, ihre Parzellen. Diesen Grundgedanken könnte man wieder aufgreifen, wenn man, etwa unweit von „Bannings Laube“, Nutbeete gestaltet.

Eine Teilweise Umgestaltung des Kurparks nach diesem Konzept hätte viele Vorteile. Die „essbare Stadt“ ergänzt die Idee eines Vital- und Erlebnisparkt in mancher Hinsicht. Positive soziale Aspekte können sein, dass hierdurch das Engagement und die Einbindung der Bürger*innen verstärkt werden und hierüber außerdem ein neues Verständnis über die Abläufe und unsere Abhängigkeit von Kreisläufen in der Natur entstehen kann. Darüber hinaus kann der Zusammenhalt, aber auch die Identifikation mit Tecklenburg und die Übernahme von Verantwortung innerhalb des eigenen Wohnortes und Lebensraumes gestärkt werden.

Auch didaktische Aspekte lassen sich mit diesem Konzept verbinden (Kurse / Workshops etc.), und außerdem kann dieses Konzept neben den Schulgärten ein zusätzliches Angebot für Lernen in der Natur sein. Es wäre vielleicht sogar möglich, dass die „Waldwichtel“ dort ein Beet betreuen.

Unter dem ökologischen Aspekt kann festgestellt werden, dass hierdurch die Artenvielfalt als auch die so wichtige Biotopvernetzung gefördert werden. Bereits bestehende Bestände von alten Kultur- und Wildsorten werden gepflegt und werden weiter ausgebaut. Die Aspekte „Nutzbarkeit“ als auch „Ästhetik“ und Lebendigkeit werden miteinander verbunden und erlebbar gemacht. Auch die Selbstversorgung mit einem regional angebauten Produkt spielt hier auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle.

Auch ökonomische Aspekte können hier greifen: Es können ggf. lokal auch noch andere Flächen für Nutzpflanzenproduktion erschlossen werden. Und letztlich kann ein solches Konzept, insbesondere in der heutigen Zeit, auch als Teil des Klimakonzepts vermarktet werden, und somit ein Schwerpunkt des Stadtmarketings und des Tourismus werden.

Weitere Argumente PRO Konzept „Essbare Stadt“:

Das Konzept „Essbare Stadt“ verbindet die für Tecklenburg wichtigen Eckpunkte „Klimaschutz“ und Biodiversität (TecKLIMAburg). Es lässt sich auch an verschiedenen Stellen dem ISEK zuordnen und könnte Teil desselben werden: Siehe u.a. ISEK S. 72: „Auch unter den Aspekten des Klimaschutzes und der Anpassung an den Klimawandel ist das Stadtgrün als „grüne Infrastruktur“ weiter zu stärken und aufzuwerten“…“

Darüber hinaus ebenfalls unter der Überschrift „Wirtschaft und Tourismus“: siehe ISEK S. 63: „Stärken: Profilierungsmerkmale „Natur“, „Kultur“ und „Gesundheit“ als auch „Schwächen“: Potenziale am Kurpark (noch) nicht ausgeschöpft: Verbesserungsbedarf bei konzeptioneller Ausrichtung…“. Hier könnte das Konzept hervorragend eingebunden werden.

Verschiedene Förderprogramme, wie z.B. aktuell Zuschüsse für Dach- und Fassadenbegrünungsprojekte, könnte man hervorragend mit diesem Konzept verbinden.

Weiterhin können durch dieses Konzept Vereine eingebunden werden und insgesamt das Gemeinschaftsgefühl gestärkt werden.

Fördermöglichkeiten:

Die EU hat das Programm EdiCitNet aufgestellt, durch das EU-weit Städte, die sich nach dem Konzept der Essbaren Stadt entwickeln, Fördergelder erhalten. Die Stadt Andernach beispielsweise wird durch dieses Programm mit 700.00 € bezuschusst. Darüber hinaus sollen die Essbaren Städte miteinander vernetzt und deren Austausch gefördert werden.

Auf der entsprechenden Seite findet sich dieser Text zu den Inhalten des Programms:

„EdiCitNet (Netzwerk essbarer Städte – Integration von Maßnahmen der essbaren Stadt für soziale, resiliente und nachhaltige Städte) ist ein von der Europäischen Kommission gefördertes Projekt, das von September 2018 bis August 2023 läuft (Förderungsvereinbarung Nr. 776665).

EdiCitNet demonstriert innovative, naturbasierte Lösungen (NBS). Mit den Maßnahmen der essbaren Stadt gehen wir aber noch einen Schritt weiter: Wir beziehen die gesamte Kette der städtischen Lebensmittelproduktion, -verteilung und -verwertung für eine umfassende Neugestaltung der Städte ein und gehen damit gesellschaftliche Herausforderungen wie eine zunehmende Urbanisierung, soziale Ungleichheit und Klimawandel sowie Ressourcensicherung in Städten an.“

Es ist also sicherlich interessant, sich in diesem Zusammenhang zeitnah mit den verschiedenen Fördermöglichkeiten (siehe auch oben: Förderprogramm NRW für Dach- und Fassadenbegrünungsprojekte) auseinanderzusetzen und diese für eine schnelle Umsetzung zu nutzen.

Quellenangabe:

  • https://www.kreavert.eu/index.php/de/kreavert-das-projekt/das-konzept-der-essbaren-stadt